dkd.dresden.kessel.dorf.

nein, dresden ist nicht schön.
ja, dresden ist ein dorf.

das ist nachzuvollziehen auf der kesselsdorfer straße zwischen kaufmarkt im ehem. straßenbahnhof wölfnitz und toom baumarkt – denn dort wollte ich etwas besorgen und verband das angenehme des spaziergangs mit dem nützlichen. entdeckt habe ich augenscheinliches und festgehalten.

natürlich ist das obige eine übertreibung, aber das ist es genauso wie die behauptung, dresden sei schön oder die gerade plakatierte werbung, die „schönste jury der welt“ suche „das perfekte model“ wäre unzweifelhaft. alles zweifelhafte muss angezweifelt werden. immerhin haben die beiden ein verwunschenes schloss gefunden. sie müssen es nur noch an die wand werfen – hoffentlich macht das nie jemand mit dresden!

ihrer anatomie als stadt nach ist dresden auf jeden fall ein kessel. ob es ein dorf ist, sei dem urteil des betrachters überlassen. dass kesselsdorf demnach nur unter bewältigung von höhenunterschieden erreicht wird, ist wiederum unstrittig. und das macht die kesselsdorfer straße auch in diesem abschnitt interessant. sie ist ein steg durch (sub)urbane schichtungen, die sich links und rechts ausbreiten wie die geologischen einschlüsse des holozän. auf einer seite platte, tankstelle, diner, auf der anderen seite altbau, autohof, mietschänke. usw. schade nur, dass die heilige kuh des menschen auch hier ihre spuren vielfältig hinterläßt: im asphalt, im fehlenden bewusstsein für die eigentümlichkeit eines ortes im hinterlassen von hinterlassenschaften der rast oder der immobilienspekulation beim überbrücken immer größerer distanzen, aber auch dem übertriebenen bewusstmachen von orten mit immer neuen der dynamik der straße waghalsig absurd entgegnenden aufenthaltssignalen. etc. daneben – und eher unbemerkt – entfalt(et)en sich die baulichen ausdrucksformen der menschen. erker, giebel, fensterschmuck verharren andächtig oder auch schon verzweifelt in ihrer archaischen statik gegenüber dem nahen fernverkehr. usf.

doch erst hier entrollt sich der eigentliche film des schaffens, die poetik der zwischenräume (frei nach gaston bachelard). bild für bild ergeben sich überlagerungen, die die suche des menschen nach (ge)halt auszudrücken und zaghaft auch zu verkörpern suchen. alles in allem findet der geneigte betrachter an diesem teil der straße ein sammelsurium naiver architekturvisionen. naiv = selbsthelfend. wo stadtplanung und politik, aber auch medien und nachbarschaft nicht mehr so genau hinsehen, weil sie alle in eintracht vierrädrig daran vorbeirauschen, blühen andere träume von ordnung, musterhaftigkeit, gestaltungswille und schönheit!

stadtdokumentarisch ist dieser spaziergang entsprechend vielschichtig und schwer zu kategorisieren. eine „aufsteigende“ folge zu diesen leitthemen:

1 lesbares
2 übertragbares
3 fahrbares

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